Immer öfter lerne ich Menschen kennen, die gerade in einer
Phase sind, in der sie auf Kohlenhydrate komplett verzichten oder diese drastisch reduzieren. Als Mutter einer Typ 1 – Diabetikerin frage ich mich oft, wie das funktionieren kann, weil ohne Kohlenhydrate keine Energie, kein Leben. Folglich halte ich wenig davon, keine Kohlenhydrate zu essen und habe mir diesen Trend jetzt auch mal aus ayurvedischer Sicht angeschaut.
Nachdem jahrzehntelang die Fette verteufelt wurden und „Schuld“
an dem zunehmenden Übergewicht der Menschheit waren, sind jetzt offensichtlich die Kohlenhydrate ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Was an und für sich nicht schlecht ist, weil in den meisten Fast Food- und Fertigprodukten, die schnell und nebenbei konsumiert werden, enorme Mengen an Weißmehl und Weißzucker drinnen sind, die einfach ungesund sind. Unser Blutzucker steigt rasant an, unsere Insulinausschüttung ebenso, genauso schnell fallen beide Werte wieder und wir haben Heißhunger. Also schnell her mit der nächsten Sättigungsquelle, am besten aus der Bürolade gesnackt. Dazu bewegen wir uns viel zu wenig und brauchen uns nicht wundern, wenn wir immer mehr werden.
Wie immer gilt auch hier: es kommt auf die Qualität und die Menge des Gegessenen an + die Einzigartigkeit jedes Menschen.
Wenden wir uns also der Qualität der Kohlenhydrate zu. Fertigprodukte, Weißmehl und Weißzucker gehen in der ayurvedischen Lehre gar nicht. Eine Reduktion bzw. Streichung dieser Produkte begrüße ich also
durchaus. Wenn ich diese aber durch Eiweiß, womöglich durch tierisches,
ersetze, tue ich meinem Körper (und meinem Geist) auch nichts Gutes. Das Leid, dem Tiere in unserer Fleisch-Produktions-Welt ausgesetzt sind, essen wir mit. Tierisches Fett und Eiweiß fördern außerdem alle Entzündungsprozesse in unserem Körper – im Gegensatz zu Obst und Gemüse, das entzündungshemmend wirkt.
Ausgewogenheit ist das Zauberwort.
Eine ayurvedische Hauptmahlzeit besteht zu zwei bis drei Teilen Gemüse, angereichert und zubereitet mit hochwertigen Fetten oder Ölen, einem Anteil Eiweiß (meist aus Hülsenfrüchten) und einem Anteil mehr oder
weniger stärkehältigen Kohlenhydraten. Ideale Kohlenhydratquellen sind Gemüse, Früchte, Beeren und Hülsefrüchte.
Das Verhältnis der Anteile zueinander und welche Hülsenfrüchte, Kohlenhydrate, Eiweiße, etc. verwendet werden, hängt von deiner
Konstitution und deiner momentanen Lebenssituation ab. Ayurveda ist kein Dogma, sondern ein flexibler, individueller Lebensstil. Je nachdem, welches Dosha (= Funktionsprinzip) bei dir dominiert, in welcher Lebensphase du bist, wie viel du sitzt und wie viel du dich bewegen kannst, werden deine Mahlzeiten unterschiedlich stark erden (mehr Kohlenhydrate), ölig, feucht oder leicht und trocken sein.
Mehr zu den Doshas kannst du in meinem Blog "Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha" lesen.
Eine Vata-Konstitution (schlank, sehnig, luftig, leicht, kommunikativ, sprunghaft, gestresst, unentschlossen,...) kann mehr stärkehaltige Kohlenhydrate brauchen als eine Kapha-Konstitution (stabil, geerdet, genießend, weich, schwer,... ), die kaum Stärke und Zucker zu sich nehmen sollte, allerdings Kohlenhydrate aus Gemüse vertragen kann.
Wie viele Kohlenhydrate jemand brauchen kann, hängt wie gesagt von den Lebensumständen und der Lebensphase ab. Z.B. ändert sich bei
einer Frau im Wechsel der Grundumsatz (er sinkt). Wenn sich die Essgewohnheiten nicht ändern, nimmt Frau zu und versteht nicht warum. Sie hat ja nichts geändert. Und genau das ist der Grund. Der Körper verändert sich, die Ernährung muss angepasst werden. Der Gemüseanteil sollte erhöht werden, kombiniert mit qualitativ hochwertigem Eiweiß und Fett. Kohlenhydrate sollten höchstens eine Beilage, keine Hauptspeise mehr sein. Ähnliches gilt natürlich, wenn du dich wenig bewegst. Mehr dazu und die entsprechenden Rezepte kannst du im Ayurveda Kochkurs "Rezepte für die Wechseljahre" kennenlernen.
Im Ayurveda geht es immer um Individualität, Ausgewogenheit
und Genuss. Es gibt köstliche Rezepte voller Genuss – ohne Weißmehl und Einfachzucker, ohne Nudeln und Brot (egal ob Weizen oder Roggen). Dafür mit hochwertigen Hülsenfrüchten, Gemüsen und Fetten. Probier es doch mal in einem meiner Kochkurse aus. Ich freue mich auf dich.
Herzlichst, deine
Cornelia Pessenlehner
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