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Net gschimpft is a scho globt!

… oder über körperliche und seelische Auswirkungen von psychischen Belastungen oder

… wie wichtig sind Anerkennung und Motivation für die Gesundheit?

 

Viele von uns kennen das: sie engagieren sich, bleiben extra lange im Büro, um noch etwas fertig zu stellen, bearbeiten Mails auch außerhalb der Arbeitszeit – Lob gibt es dafür aber keines. Ja, daran kann man sich gewöhnen. Aber ist es gut für uns oder schadet fehlende Anerkennung gar unserer Gesundheit?

 

Arbeit ist ein Tauschprozess – Anstrengung wird gegen Belohnung getauscht.

 

Anstrengungen werden in Form von Leistung, Zeit, Engagement, Persönlichkeit & Wissen eingebracht und die Belohnung wird in Form von Lob, Anerkennung, Gehalt, spannenden Aufgaben, Arbeitsplatzsicherheit, etc. erwartet.

 

Richtig gesehen: das Gehalt ist nur ein Aspekt der erwarteten Belohnung! In vielen Unternehmen ist aber die Kultur, dass das Gehalt Belohnung genug sein muss, gelebte und gewohnte Kultur.

Wir Menschen brauchen aber beides im Gleichgewicht – Anstrengung und Belohnung – kippt es, wird es kritisch und Krankheit kann entstehen. Natürlich sind Erwartungshaltungen einzelner Menschen zu berücksichtigen – es gibt viele Menschen, die dazu neigen, sich zu sehr zu verausgaben, weil sie auch unbedingt gelobt (geliebt) werden wollen und das ist nicht der Maßstab. Aber auch Menschen mit einer gesunden Erwartungshaltung an sich und ihre Vorgesetzten blühen durch Lob auf.

 

Bei der zu spendenden Anerkennung geht es um zwei Aspekte: die Wertschätzung einer Person + positives Feedback für spezielle Leistungen.

 

Aber warum ist es dann so vielen Chefs nicht möglich, angemessen zu loben bzw. ihre Anerkennung auszusprechen? Warum wird das Thema so oft ins Lächerliche gezogen, sind Ausreden üblich und kommt die Antwort „Net gschimpft is a scho globt genug“? Was macht es mit uns, wenn wir nicht ausreichend anerkannt werden?

 

Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung ist bei jedem Menschen vorhanden. Fehlende Anerkennung hingegen macht krank: die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, das Immunsystem wird geschwächt, Depressionen und andere psychische Erkrankungen werden wahrscheinlicher, Suchtverhalten steigt, das Risiko für Diabetes Typ 2 steigt. Dazu gibt es sogar schon einige wissenschaftliche Studien, was mich doch einigermaßen überrascht hat.

 

Anerkennung hingegen wird als Belohnung empfunden und das Gehirn schüttet Dopamin, das Glückshormon, aus. Fehlt sie aber, obwohl sie erwartet wurde, aktiviert das Gehirn sein Zentrum Insula, das auch bei körperlichen Schmerzen aktiviert wird, d.h. Schmerzen von körperlichen Schlägen sind gleich schlimm für unser Gehirn wie von fehlender Anerkennung, wenn sie eigentlich erwartet wurde. Natürlich lernen wir dadurch, dass sich Leistung nicht lohnt und reduzieren sie.

 

Die Erkenntnis, dass Anerkennung ein einfaches Mittel zur Motivation und Gesunderhaltung unserer MitarbeiterInnen ist, sollte also jeder Führungskraft spätestens jetzt einschießen!

 

Was kannst du also tun als Führungskraft?

  • Schätze das Fachwissen deiner Mitarbeiter und gib ihnen herausfordernde Tätigkeiten.
  • Informiere Mitarbeiter über das große Ganze des Unternehmens.
  • Zeige Interesse an deinen Mitarbeitern – auch an privaten Details.
  • Nimm deine Mitarbeiter ernst.
  • Vertraue deinen Mitarbeitern.
  • Lobe konkret und individuell und meine es ernst.
  • Halte dabei Augenkontakt.
  • Gib 3 x mehr positives Feedback als negatives, auch wenn wir alle schon in der Schule gelernt haben, auf unsere Schwächen zu schauen statt unsere Stärken zu fördern.
  • Erkenne auch deine eigene Leistung an – gute Führung beginnt bei dir selbst!
  • Belohne kein gesundheitsschädigendes Verhalten deiner Mitarbeiter, aber erkenne ihre Leistung in Ausnahmesituationen angemessen an.

 

Klingt das schwierig? Eigentlich nicht, oder? Wenn du das als Vorgesetzter allerdings noch nicht getan hast, dann verändere dein Verhalten nur schrittweise, damit es nicht total aufgesetzt und gekünstelt wirkt und die Mitarbeiter dein neues Verhalten erst recht nicht ernst nehmen können.

 

Inspiriert wurde ich zu diesem Blog von Mag.a Veronika Jakl, einer Expertin der Arbeitspsychologie in Wien und ihrem kostenlosen Minikurs zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Danke dafür!

 

Viel Erfolg bei deinem Bemühen, gesunde Mitarbeiter zu haben! Ich freue mich über deine Kontaktaufnahme, wenn du Fragen dazu hast.

 

Herzlichst,

deine Cornelia Pessenlehner

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Kommentare: 1
  • #1

    Gabriele Zehetner (Montag, 01 April 2019 09:56)

    Du hast ein absolut aktuelles Thema aufgegriffen und mit wenigen Worten klar umrissen. Ich kann deine Argumente unterstreichen und jede Führungskraft bestärken, sich damit auseinanderzusetzen. Der Erfolg ist gewiss!